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Gerhard Midding

Das Werk von Yasujiro Ozu hat der Westen erst vom Schluss her entdeckt: mit seinen Spätwerken. Man kann sie leicht verwechseln Sie handeln unweigerlich von häuslichen Konflikten im Milieu der japanischen Mittelklasse, führen meist eine Jahreszeit im Titel und sind mit den gleichen Hauptdarstellern besetzt, dem heroisch zuverlässigen Chishu Ryu als bekümmertem Vater und der berückenden Setsuko Hara als Tochter am Rande des heiratsfähigen Alters.

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Irgendwann, es wird mehr als ein Jahrzehnt her sein, gewöhnte er sich an, auf Begrüßungen zu verzichten. Er kam unverzüglich zur Sache. Das war keine Frage der Unhöflichkeit – wenn er wollte, konnten seine Manieren formvollendet sein - , sondern der Ökonomie. Michel Ciment hasste es, Zeit zu vergeuden. 

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Vulgarität, das lehrte mich Vittorio De Sica in dieser Woche, zeigt sich nicht in Worten, sondern in Haltung und Taten. Diese Weisheit entnahm ich der flotten Nachkriegskomödie ABASSO LA RICHEZZA (Nieder mit dem Reichtum), wo er einen verarmten, noch immer vornehmen Grafen spielt. Menschenkenntnis ist ein rares Gut in diesem Film, denn Anna Magnani geht als seine neureiche Vermieterin einer Bande von Hochstaplern auf den Leim. Womit wir bei Tim Ballard wären, über dessen Heldentaten Sie ab diesem Mittwoch in SOUND OF FREEDOM staunen können.

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In der ersten Zeit nach Kriegsende fanden in Berlin noch keine Pressevorführungen für Filmkritiker statt. Sie gingen zusammen mit dem regulären Publikum ins Kino und dementsprechend sind ihre Rezensionen oft Zeugnisse von dessen Reaktionen. Das ist einer der Gründe, weshalb ich sie im Eintrag vom 31. Oktober „lebhaft“ nenne.

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Debütfilme fangen gern damit an, dass ihre Hauptfiguren morgens erwachen und die ersten Schritte in den Tag unternehmen. Das ist praktisch, simpel und zuweilen programmatisch. Lina Wertmüller hat es 1963 in »I Basilischi« (Die Basilisken) genau anders herum gemacht.

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Während meines Zivildienstes hatte ich das große Glück, häufig mit Schwester Margret zu arbeiten. Ihre Kenntnisse in Sachen Literatur, Musik, Theater und Kino schienen mir unerschöpflich zu sein. Wann hatte man in einer Kleinstadt schon die Gelegenheit, sich mit einer Person zu unterhalten, die »Boom« von Joseph Losey kannte? Ihre Lieblingsschauspielerin war jedoch Phyllis Calvert.

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Die zuletzt genannten Filme demonstrieren, wie bei Jack Fisk die Landschaft zum Szenenbild werden kann. Er stellt aber nicht nur eine pastorale Vergangenheit wieder her, sondern erzählt insgeheim die Architekturgeschichte der USA nach. Auch da geht es um die Rekonstruktion dessen, was verschwunden ist.

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Recht früh in »Killers of the Flower Moon« gibt es eine jener für Martin Scorsese typischen Kamerafahrten, deren raumgreifende Akrobatik jedes Hindernis überwindet. Es ist keine narzisstische Besitznahme des Raums wie etwa zu Beginn von »Goodfellas«, sondern die Erkundung eines Lebensraums.

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Wie wurde vor einigen Jahrhunderten der Preis für Gemälde bestimmt, als die Auftraggeber noch Königshäuser, Adlige oder reiche Kaufleute waren und der Markt nicht heutigen Konjunkturen gehorchte? Möglicherweise gab es ja durchaus objektive Kriterien, nach denen sich ihr Wert errechnen ließ.

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Die Karriere dieses Filmemachers ist ein Wunder der Zähigkeit. Noch immer ist Costa-Gavras ein Unentwegter, der darauf besteht, dass das Kino von politischen und sozialen Konflikten erzählen sollte, die sonst durch das grobmaschige Netz der Unterhaltung fallen würden. Für ihn hört der Kampf nicht auf.